penzenstadler

Sie sind hier: Kapellenverein Ensmannsreut e.V. * Die Kapellen von Ensmannsreut        



DIE KAPELLEN VON ENSMANNSREUT


Fährt man auf der Umgehungsstraße von Waldkirchen weiter in Richtung Böhmzwiesel und Grainet grüßt von rechts der Haidel, mit 1167 m nach dem Dreisessel die zweit höchste Erhebung des Unteren Bayerischen Waldes und links kann man nach der Edlmühle in Richtung Karlsbach abbiegen. Gleichdanach geht’s rechts bergan nach Ensmannsreut.
Hier steigt das Gelände, eingerahmt von Schlößbach, Wermutbach und Ohleitenbach von 520 m auf 637 m an.
Da sieht man wieder rechter Hand schon von weitem mitten auf einer Wiese eine kleine Kapelle stehen.
Sie ist das erste der beiden Ziele unserer Exkursion.
Jetzt fahren wir aber noch an ihr vorbei, biegen kurz danach rechts ins Dorf ein und sehen da gleich Ziel 2 unseres Ausfluges, die neue Kapelle.
Wir durchqueren aber noch das Dorf bis hinten auf einer Kuppe, genannt Steingupf, die Straße zu Ende ist und sich in Feldwege verzweigt und erleben bei gutem Wetter einen grandiosen Blick nach Waldkirchen und Böhmzwiesel und können in der Ferne sogar noch Pilgramsberg erahnen.
Ammerl, Bauer, Hanus, Parockinger, Penzenstadler, Probst, Prosser, Stockinger und Süß heißen rund dreiviertel der Einwohner. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Man kennt sich. Auch wenn ein Teil der männlichen Einwohner wochentags auswärts in Lohn und Brot ist, am Wochenende ist der Platz um die neue Kapelle der ideale Treffpunkt für Jung und Alt.
Ludwig Penzenstadler, einer von ihnen, auch einer der Pendler, erzählte mir begeistert, wie er und andere Jungs in den Büschen am Steingupf ihre Freizeit verbracht und dabei Old Shatterhand und Winnetou nachgespielt haben.


1. Die Marienkapelle (Muttergottes von Altötting)
Doch kehren wir etliche Jahrhunderte in die Vergangenheit zurück.
Ein wesentliches Element barocker Volksfrömmigkeit war die Stiftung von Kapellen, von Marter- oder Bildsäulen in den Fluren, kleinen Andachtsstätten, die oft auch Ziele von Prozessionen wurden und sic hmitunter zu ländlichen Wallfahrtsorten entwickelten.
So hatten auch einige der 10 Bauern im Dorf Ensmannsreut in der Pfarrei Waldkirchen gegen Ende des 17. Jahrhunderts versprochen, an dem Kirchweg, der durch ihre Getreidefelder ging, eine gemauerte Figur zu setzen oder Martersäule aufrichten zu lassen, damit der Vorbeigehende zur Andacht bewegt werde und auch daß der allmächtige Gott ihre Feldfrüchte vor allem schädlichen Ungewitter behüten möge.
Dir Verwirklichung dieses Vorhabens verzögerte sich aus unbekannten Gründen. Die Bauern starben, die Sache geriet in Vergessenheit.
Dieser Kirchweg, an besagter Stelle damals ein in den Berghang geschnittener Hohlweg, war früher ein Teil des Goldenen Steiges herauf vom Salzburgischen kommend über Passau hinein ins Böhmische reichend und Ensmannsreut war eine der vielen Maut- und Schutzstationen, die die Passauer Fürstbischöfe eingerichtet hatten.
Da sahen Jahre später die Nachkommen der Bauern zur nächtlichen Zeit am Kirchweg etliche Lichter, meistens zwei, machmal auch drei, scheinbar tanzend auf- und abgehen und dort, wo die Martersäule hätte hinkommensollen, wieder verschwinden. Man erinnerte sich wieder an den vergessenen Verspruch. Es erschien ihnen als eine Mahnung der Verstorbenen, die versprochene Martersäule zu bauen.


Solche Sagen von Mahnlichter findet man im Bayerischen Wald vielerlei inden vergangenen Jahrhunderten. Das letzte derartige Lichtgeschehen geschah meines Wissens vor rund 100 Jahren in Haus im Wald. Der damalige Pfr. Leeb soll sie mit Weihwasser besprengt haben und daraufhin seien sie dann verschwunden.
Solcherlei Erzählungen gaben natürlich dem Glauben an arme Seelen, die umgingen, bis sie erlöst wurden, stets neue Nahrung.
Die Ensmannsreuter wandten sich an ihren Pfarrherrn Sebastian Bayrst in Waldkirchen, der ihren Wunsch befürwortete und am 25. Januar 1708 denPassauer Fürstbischof, Kardinal Johann Philipp Graf von Lamberg alsgeistliche und weltliche Obrigkeit um die Erlaubnis ersuchte, neben dem alten Kirchweg von Ensmannsreut nach Waldkirchen diese kleine Andachtsstätte zu erbauen. Am 22. März 1708 gab der Fürstbischof die Genehmigung zur Errichtung einer offenen oder gemauerten Feldfigur ohne Opferstock am Kirchweg und in ihren Getreidegründen. Die Ensmannsreuter bauten dann aber nicht eine Marter- oder Bildsäule, sondern eine kleine Kapelle, in der sie eine hölzerne Marienfigur, eine Kopie der „Schwarzen Muttergottes“ von Altötting, aufstellten und ihre Andachten verrichtetenund Samstag den Rosenkranz beteten.
Der Grund gehörte der Gemeinde, vor rund 40 Jahren kaufte ihn die Familie Parockinger und so hieß die Kapelle dann im Volksmund meistens die Parockinger Kapelle, ist also keine Verschleifung des Namens, weil sie inder Barockzeit erbaut wurde.
Die Familie ist heute noch in Ensmannsreut ansässig und mit Gründung des Kapellenvereins im Jahre 1994 übergab die Familie das Eigentum an dem Grundstücksteil, auf dem die Kapelle steht, an den Verein.
Die Kapelle selber war immer Eigentum der Dorfgemeinschaft und ist es indirekt über den Kapellenverein nach wie vor.


Das kleine Kapellchen war schon nach 40 Jahren baufällig. Der zuständige Pfarrer, Dekan Johannes Antonius Loraghi, Waldkirchens bedeutendster Pfarrherr (1746-1779), unter dem die Kirchen und Kapellen des Marktes und seines Umlandes eine bemerkenswert qualitätvolle Neugestaltung erfuhren, nahm sich damals auch der Feldkapelle bei Ensmannsreut an: Im Namen der Dorfgemeinde bat er den Fürstbischof Kardinal Joseph Dominikus Graf von Lamberg um die Bewilligung, die Kapelle neu und etwas größer aufbauen zu lassen, wozu die Ensmannsreuter den Grund und das Geld zu geben und auch die künftige Erhaltung zuübernehmen versprachen. Der Bischof aber, allen „Nebenkirchen“ und der bäuerlichen Wald- und Wiesenfrömmigkeit ohnehin abhold, die Zeit der Aufklärung hatte auch schon nach Passau gegriffen, genehmigte am 5. Juni 1747 auf der Gemeinde eigene Unkosten, mithin ohne Entgelt oder Nachtheil der Mutter- oder Filial-Kirchen nur eine Reparierung der Kapelle, die nach seinem Willen im Status quo und ohne Erweiterung bleiben sollte. Der beauftragte, kunstbeflissene Dekan Loraghi war enttäuscht, ließ aber die Kapelle instandsetzen und im Inneren mit Fresken schmücken, die möglicherweise der aus Salzburg stammende, damals im Auftrag Loraghis in Waldkirchen tätige Maler Johann Matthias Siler schuf. Der granitene Türsturz der Kapellezeigt noch die Jahreszahl 1749, das Jahr der Fertigstellung. Vermutlich noch zu Zeiten Dekan Loraghis, der in seiner großen Pfarrei die Verehrung des „Gegeißelten Heilands in der Wies“ begründete, sicher aber vor 1794, kam denn auch eine hölzerne Kopie des Gnadenbildes in der Wieskirche bei Steingaden in die Ensmannsreuter Flurkapelle, die sich damals zu einer lokalen Wallfahrtsstätte entwickelte. Bei der amtlichen Grundaufnahme im Jahre 1840 erklärte der Gemeindeausschuß der Landgemeinde Böhmzwiesel mit seinem Vorstand Mathias Kanamüller die im südlichen Teil des großen Kirchenfeldes auf dem „Steinbuckel“ stehende Kapelle als „ludeigenen“, also als freien Besitz aus unvordenklicher Zeit der aus 10 Bauernbestehenden Dorfgemeinde Ensmannsreut. Seit 1930 wurden in der Flurkapelleauch die Maiandachten abgehalten.


Der kleine, südlich des Dorfes Ensmannsreut schön in der Landschaft gelegene Steinbau mit seinen spätbarocken, wiederholt übermalten Fresken, darstellend links die Heiligen Antonius von Padua, Stephanus und Sebastian, rechts Johannes von Nepomuk und Florian, an der Decke die Krönung Mariens, wurde mehrmals, zuletzt unter dem Böhmzwieseler PfarrerKarl Grasser 1955, oberflächlich ausgebessert. Um die Erhaltung der Kapelle nahmen sich jahrzehntelang die Familien Alois Ammerl und Josef Parockinger in Ensmannsreut an. Die Kapelle enthielt damals in einer obenvon Muschelwerk umrahmten, quergeteilten Nische zwei derbe, wohl noch ausdem 18. Jahrhundert stammende, jedoch stark übermalte Holzfiguren: oben die Himmelskönigin von Altötting und unten den Heiland an der Geißelsäule,den sogenannten Wies-Christus. An den Wänden hingen zahlreiche, auchvolks- und trachtenkundlich bedeutsame Votivbilder auf Holz, die ältesten datiert 1794, 1798 und 1804. Den kleinen Stahlstichkreuzweg und den Opferstock stiftete um 1955 Maria Ambros von Waldkirchen - Bahnhof. Leider wurden im Sommer 1975 die alte Marienfigur sowie die Votivtafeln (mit Ausnahme der einen von 1804) aus der Kapelle gestohlen. Die älteste, jetztverschollene Votivtafel von 1794 (im Wolfsteiner Landkreisbuch von 1968 noch farblich abgebildet) zeigte die an einem Krankenlager betende neunköpfige Familie des Votanten in bäuerlicher Tracht, darüber die Darstellungen der Gottesmutter von Altötting und des Gegeißelten Heilands von der Wies.


Nachdem die Flurkapelle schwere Bauschäden zeigte, die nicht nur durch Verwitterung, sondern auch durch das Wurzelwerk der umstehenden Erlen und Eichen verursacht wurden, die jahrelang in das Mauerwerk eingedrungen und dieses nach außen gedrückt hatten, und doch als Andachtsstätte und Kulturdenkmal erhalten werden sollte, entschloß sich der 1994 gegründete,ursprünglich nur den Neubau einer Dorfkapelle anstrebende Kapellenverein von Ensmannsreut unter dem Vorsitz von Ernst Stockinger zu einer umfassenden Sanierung und Restaurierung.
Diese Entscheidung wurde von Behördenseite unterstützt durch die Maßgabe,daß es nur Zuschüsse zu einem Neubau geben würde, wenn zugleich die alte Kapelle restauriert würde.
Es war buchstäblich fünf vor Zwölf. Einige Jahre später wäre die Kapelle vermutlich von sich aus zusammengefallen.
Zu dem desolaten Zustand hatte wohl auch beigetragen, daß man etliche Reparaturversuche früherer Jahre alles andere als fachmännisch ausführte.
Über 75.000, -- DM mußten – neben den vielen Eigenleistungen – bar aufgebracht werden. Mit Hilfe von namhaften Zuschüssen konnte 1997 dank des Einsatzes der Ensmannsreuter die barocke Flurkapelle gerettet und von dem Restauratoren - Ehepaar Bernhard und Ludwina Kellhammer aus Kellberg wiederhergestellt werden, wobei sie auch anstelle des jüngeren Ziegeldaches wieder ein Schindeldach erhielt. Daß die Ensmannsreuter Kapelle (entgegen einigen Pressemeldungen) glücklicherweise nicht die einzige Barockkapelle im Landkreis Freyung - Grafenau ist (erinnert sei hier nur an die Karolikapelle in Waldkirchen, die St. Koloman - Kapellebei Exenbach, die Wieskapelle bei Wollaberg oder die Kapellen in Unterseilberg und Schwendreut) mindert nicht ihren Wert als Denkmalbarocker Volksfrömmigkeit.
Und so wurde sie am 03.05.1999 von Pfr. Manfred Hendlmaier von Böhmzwiesel unter großer Anteilnahme der Bevölkerung – nicht nur der von Ensmannsreut – neu geweiht.
Die Mainandachten, Kreuzwegandachten an den Sonntagen in der Fastenzeit, sowie die sonntäglichen Rosenkränze im Oktober finden nun abwechselnd in beiden Kapellen statt.


2. St. Martin-Kapelle

Wie bereits oben vermerkt wollten die Ensmannsreuter eigentlich im Rahmender Flurbereinigung die alte Parockinger Kapelle abreißen und im Dorfinneren eine neue Kapelle bauen. Es wurden ihnen aber nur Zuschüsse in Aussicht gestellt, wenn im Rahmen der Baumaßnahme auch die alte Kapelle wieder Instand gesetzt würde. Dabei mußte auch die entsprechende Reihenfolge eingehalten werden: alt vor neu. Und so hat das kleine Dorf jetzt zwei Kapellen und ist im nachhinein ganzfroh darüber. Am 15.07.2001 wurde die neue Kapelle geweiht. Das war ein Freudentag fürden Kapellenverein, für das ganze Dorf, für die Gläubigen aus der ganzen Umgebung! Die Glocke der neuen Kapelle "St. Martin" läutete zum Einweihungsgottesdienst. Mit dieser Glocke hat es eine besondere Bewandtnis. Wohl hundert Jahre oder auch schon mehr, genaues weiß man nicht, hing sie in einem kleinen Turm des Stockinger Anwesens, genannt Kernhäusl, und diente sowohl als Feuerwehrglocke, als auch den Ensmannsreutern das Morgen- und das abendliche Angelusgeläute zu entbieten. Nachdem sich aber in den neunziger Jahren die Feriengäste der Familie Stockinger über das morgendliche Geläute im Haus beschwerten, nahm Georg Stockinger die Glocke herunter. Da kam nun der erste Gedanke auf, eineneue Kapelle zu bauen und die Glocke dann in dieser aufzuhängen. In derZeit zwischen Abnahme und Aufhängung in der neuen Kapelle wurde die Glockein der Passauer Glockengießerei Perner restauriert und auf ihre neue Aufgabe eingestimmt. Pfarrer Manfred Hendlmaier von Böhmzwiesel nahm die Kapellenweihe vor und stellte dabei den Wert der Nächstenliebe heraus, so wie sie eben auch der Hl. Martin bewiesen habe. Der sei römischer Reitersoldat gewesen, habe Menschlichkeit gezeigt und mit einem Bettler seinen Mantel geteilt. Später zum Bischof geworden, sei der Name St. Martin ein wichtiges Beispiel, wie man Menschen, die am Rande stehen, helfen könne. Denn mehr denn je sei inder heutigen Zeit die Hilfe dem Schwachen gegenüber notwendig. Eine Kapelle sei immer auch ganz besonders ein Ort der Einkehr, der Besinnungund Sammlung – und der Ermahnung zur Hilfsbereitschaft. Diese Hilfsbereitschaft zeigte sich nicht nur bei der Restaurierung der alten Marienkapelle, sondern auch beim Neubau der St.Martin-Kapelle. 2400 Arbeitsstunden leisteten die Vereinsmitglieder kostenlos für ihreneue Kapelle. Albert Lorenz stellte kostenlos ein Areal zur Verfügung, so daß die Kapelle einen herrlichen Standort in der Ortsmitte bekommen konnte. Das Grundstück bleibt im Besitz des Kapellenvereins, solange darauf die Kapelle steht. Sollte sie einmal abgerissen werden, auch welchen Gründen auch immer,fällt das Grundstück wieder an den Schenker bzw. dessen Erben zurück. Kostenlos hatte auch das Architekturbüro Streit, vertreten durch Helmut Streit und Helmut Stegschuster, die Planung übernommen und viele Firmenseien dem Verein ebenfalls entgegengekommen. Das Bauholz stifteten 10 Eigentümer eines Rechtewaldes, die ebenfalls zur Dorfgemeinschaft gehören. Josef Parockinger zeigte sich ebenfalls sehr großzügig. Für alleanfallenden Schreiner- und Zimmererarbeiten stellte er kostenlos den Maschinen- und Fuhrpark seiner Zimmerei zur Verfügung. Der größte Teil der kalkulierten 70 000 Mark wurde durch Eigenleistung und Spenden erbracht und auch die Stadt Waldkirchen hatte sich mit zehn Prozent an den Kosten beteiligt. Aber auch die Diözese Passau leistete ihren Anteil. Den Hauptteil leistete die Flurbereinigung, Herr Paßberger von der Bezirksregierung in Landshut setzte sich sehr für eine großzügige Zuschußregelung ein. Ludwig Penzenstadler kümmert sich nicht nur um die Homepage des Kapellenvereins, er dokumentiert damit auch das entsprechende Geschehen und legt ebenso unentgeltlich seine fachmännische Hand an, wenn es um dieReparatur von Elektrik und Läutwerk geht. Ein Kreuzweg in frohen Farben ziert die neue Dorfkapelle. Sticht die neue Dorfkapelle schon in ihrer etwas eigenwilligen Architekturvon den anderen umliegenden Gebäulichkeiten ähnlicher Art ab, so hat ihr die Waldkirchener Künstlerin Reinhilde Schreiber mit dem von ihr gemalten Kreuzweg nocheinen weiteren exklusiven Touch verliehen. In zweifacher Hinsicht fällt der Kreuzweg dem Besucher der Kapelle ins Auge: Die Künstlerin wählte nicht die von anderen Kreuzwegdarstellungen gewohnten düsteren Farben, die das schreckliche Geschehen noch optisch unterstreichen sollen. Vielmehr schwelgt die Malerin durchgehend in bunten Farben, was dem Ganzen einen distanzierenden, fast heiteren Charakter verleiht. Um ihre Absicht, das Kreuzweggeschehen nicht in und mit der Katastrophe, sondern mit der triumphierenden Auferstehung enden zu lassen, fügte Reinhilde Schreiber als letzte "Station" die Darstellung von Jesus Christus als dem Todesüberwinder an. Überhaupt weicht die Künstlerin in der Gestaltung der Stationen in einzelnen Fällen von der üblichen Bildersequenz ab. Am Anfang steht der Einzug Jesu in Jerusalem. Dafür fehlen die Stationen „Jesus fällt zum zweiten/dritten Mal unter dem Kreuz".



Die 15 Kreuzwegstationen sind:
01: Jesus zieht feierlich in Jerusalem ein
02: Jesus leidet am Ölberg Todesangst
03: Judas verrät Jesus mit einem Kuss
04: Jesus wird gefangen genommen
05: Jesus wird gegeißelt
06: Jesus wird verspottet und mit Dornen gekrönt
07: Pilatus führt Jesus vor das Volk und verurteilt ihn
08: Jesus nimmt das Kreuz auf sich
09: Jesus begegnet seiner hl. Mutter
10: Jesus fällt und Simon von Cyrene hilft ihm das Kreuz tragen
11: Veronika reicht Jesus das Schweißtuch
12: Jesus wird seiner Kleider beraubt
13: Jesus stirbt am Kreuz und die Öffnung der Seite Jesu
14: Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß Marias gelegt
15: Jesus steht von den Toten auf


Im Rahmen des Wortgottesdienstes zur Weihe des Kreuzweges im Jahre 2002,die von Pfarrer Anton Aschenbrenner aus Hintereben durchgeführt wurde,hatte die Künstlerin Gelegenheit, ihr Werk selbst vorzustellen. Dabei meinte sie, die figürliche Darstellung der Personen stelle den besonderen Reiz dar. Damit würden nicht nur Erwachsene, sondern in besonderer Weise auch die Kinder angesprochen. Als persönlichen Herzenswunsch führt Reinhilde Schreiber an, dieser Kreuzweg solle nicht zuletzt eine Art Andenken an den kurz vorher verstorbenen Max Kieninger - er spielte beiden Waldkirchner Festspielen lange Zeit den Marktrichter - aus Schlößbach sein. Mit ihm habe sie als einem der ersten über die Entstehung dieses Kreuzweges gesprochen und er habe sich von Anfang an begeistert über die Idee gezeigt. Pfarrer Aschenbrenner war der Ansicht, der gemalte Kreuzweg enthalte Elemente, wie sie immer wieder im Lauf eines menschlichen Lebenspassieren: von anderen verurteilt sein, am Boden liegen, allein gelassensein, Hilfe von anderen erfahren ... "Wir hoffen, dass unser Kreuzweg nicht im Nichts endet, sondern in der Auferstehung", führte Pfarrer Anton Aschenbrenner aus, als er die Bilderserie weihte. Diese Meinung wird auch vom Stifter des Kreuzweges, Max Ammerl jun.,geteilt. Der Ensmannsreuter Kapellenvereinsvorsitzende Ernst Stockinger sprach garvon einem "Schmuckstück" als der Kreuzweg im Juli 2001 in der Kapelle angebracht wurde. Meiner Meinung nach fehlt eine wichtige Station: Jesus wird ans Kreuzgenagelt. Dafür hätte man lieber Station 2 oder 7 weg lassen sollen. Auch in der Passauer Filialkirche Christi Himmelfahrt gibt es 15 Stationen. Dort ist allerdings die übliche Reihung und Station 15 mit derAuferstehung Christi angefügt. Der eigenwillige Altar wurde von der Steinmetzfirma Emil Berlinger aus Waldkirchen gefertigt. Die Idee dazu stammt von Ernst Stockinger aus Ensmannsreut. Die Hand Gottes trägt die Altarplatte auf der die Wandlungvon Brot und Wein in Leib und Blut Christi vollzogen wird. Der Opferstock, der Weihwasserkessel und die zwei Figurenpodeste stammen ebenfalls von Steinmetz Emil Berlinger. Das linke Podest stellte er dabei unentgeltlich zur Verfügung, für das rechte Podest stellten Max und Rosa Ammerl ihre Großzügigkeit unter Beweis. Ende 2005 schuf Emil Berlinger nochmals 2 Kerzenständer, die das Ensemble nun vervollständigen. Für einendavon verzichtete er auf die Bezahlung, weil er sich für eine Ausstellungden Altar mit der Hand Gottes ausleihen durfte, für den anderen Kerzenständer griff Rosa Stockinger in ihr Portemonaie, die auch 1000,00 DM für die Bleiverglasung der Fenster stifftete. Zuerst war in der Kapelle aus Kostengründen ein von Steinmetz Emil Berlinger geschaffenes Kreuz aus Granit angebracht. 2 Jahre später wurde beim Herrgottschnitzer Matthias Gais aus Irlesberg bei Röhrnbach ein Holzkreuz in Auftrag gegeben. Diese bezieht seine Schnitzrohlinge aus Südtirol und haucht ihnen dann mit seinen Schnitzmessern sein eigenes Leben ein. Die Kapelle schmücken zwei große Figuren, die auf den oben erwähnten Podesten ihres Platz fanden. Eine Marien-Figur, die eine Verbindung zur Marienkapelle herstellt undauch aussagt, daß hier viele Maiandachten abgehalten werden und auch inder tiefen bayerischen Marienfrömmigkeit ihren Ausdruck findet.Schließlich ist Bayern ja der Himmelskönigin geweiht. Sie wurde von Anna Eckerl von einer Pilgerreise aus Fatima mitgebracht und für die Kapellezur Verfügung gestellt. Die St.Martin-Figur, die das Kapellenpatrozinium repräsentiert, wurde von Ernst Stockinger, Norbert Ranzinger und Albert Lorenz bezahlt. Die Kapellentüre und Fensterstöcke fertigte und stiftete Hobbyschreinerund Vorstandsmitglied des Kapellenvereins Fritz Fürst. Hans Rodler, einweiterer Dorfbewohner und Hobbyschreiner tat dasselbe für die Bänke undsorgte damit für die Bequemlichkeit in der Kapelle.


3. Die unbekannte Kreuz-Kapelle
Fährt man in der Ortschaft Richtung Steingupf, ist kurz vor diesem eingroßes Kreuz aufgerichtet. An dieser Stelle befand sich früher ein Holzkreuz, das an drei Seiten vonBrettern umfaßt und mit einem kleinen Holzdach versehen war, also eine Artoffene Holzkapelle. Leider waren alle Nachforschungen nach Unterlagen und Fotos vergeblich. Lediglich auf einem alten Plan ist sie vermerkt. Als Grund für die Aufrichtung des alten Kreuzes vermutet man, daß die Bevölkerung den Gang zur alten baufälligen Marienkapelle scheute und lieber im Dorf ihre Mai- und sonstigen Andachten verrichten wollte. Durch Schneeabrutsch vom Heindlhaus wurde diese Kapelle 1931 zerstört und durch ein bemaltes Blechkreuz ersetzt. Der Schnitzer Gutsmiedl aus Vorderfreundorf fertigte 1984 das heutige Holzkreuz. Hätte man im Zuge der Flurbereinigung entsprechende Unterlagen über diese Holzkapelle gefunden, wäre die neue St. Martin-Kapelle an dieser Stelle erbaut worden und der Staat hätte sich mit größeren Zuschüssen am Neubau beteiligt. Jeden falls zeigt diese Geschichte wie kaum in einer anderen Ortschaft, daß in Ensmannsreut, weil doch ziemlich abgelegen, seit Jahrhunderten der Gedanken eines Kapellenbaues tief verwurzelt ist. Es zeigt mehr als alles andere einen intakten Dorfcharakter. Die Ensmannsreuter sind sich treu geblieben. Auch wenn man heute in minutenschnelle in den anderen Dörfern oder in Waldkirchen sein kann, man weiß, wo man Zuhause ist, wo man von der Dorfgemeinschaft mitgetragen wird und sie selber auch mitträgt. Wo man nicht nur nebeneinander wohnt, sondern miteinander lebt.


4. Der Kapellen- Wanderweg von Böhmzwiesel

Der Weg wurde im Rahmen der Flurneuordnung Böhmzwiesel und der Dorferneuerungen neu angelegt. Der 16 km lange Rundweg dauert rund 5 Stunden. Man beginnt die Wanderung direkt an der Pfarrkirche in Böhmzwiesel(Parkplatz). Es folgen das Wandkreuz am Fuchs-Anwesen und die Zwieselbergkapelle noch in Böhmzwiesel. Danach geht es weiter in Richtung Ensmannsreut. Dort folgen Marienkapelle, Holzkreuz und St. Martin-Kapelle. Von da aus weiternach Schlößbach zur dortigen Marienkapelle, zum Wandkreuz am Troadkasten und zur Kapelle auf dem Ranzingerhof. Stierberg ist gleich mit 4 Stationen vertreten: dem Feldkreuz im Stirberger Holz, der Waldkapelle, der Dorfkapelle und dem Wandkreuz am dortigen Troadkasten. Die 14. Station ist das Berndl-Kreuz in Kanau, dann folgen das Wandkreuz an der Scheune in der Kanaumühle, das Kanau-Mühlner-Kreuz Böhmzwiesel gegenüber der Abzweigungnach Kanau. Dann wird mit dem Bauer-Kreuz wieder Böhmzwiesel erreicht, macht aber noch einen Schlenker nach Pilgramsberg zur dortigen Dorf- und danach zur Waldkapelle, um dann wieder zur Pfarrkirche nach Böhmzwiesel zurückzukehren. Im Tourismusbüro Waldkirchen ist ein Plan mit allen 19 Stationen dieses Wanderweges vorrätig.
Auch dieser Kapellenweg ist ein starkes Zeichen der typischen bayerischen Frömmigkeit des Landvolkes, das alle Stürme der Zeiten und deren Einflüsse überdauert hat.



Gustav Gaisbauer

Quellen und Literatur:
Archiv des Bistums Passau
Archiv Gustav Gaisbauer
Handbuch des Bistums Passau 1958
Handbuch des Bistums Passau 1981
Mündliche Mitteilungen von Josef Parockinger, Ensmannsreut
Mündliche Mitteilungen von Ludwig Penzenstadler, Ensmannsreut
Mündliche Mitteilungen von Heidi Rodler, geb. Ammerl, Ensmannsreut
Mündliche Mitteilungen von Ernst Stockinger, Ensmannsreut
Pfarrarchiv Waldkirchen
Tourismusbüro Waldkirchen
Unterlagen und Schrifttum Kapellenverein Ensmannsreut